Übernachten mitten im Outback
von Sabine Hopf
Eine Australienreise, bei der man nur in Hotels, Motels oder auf dem Campingplatz übernachtet ist, als wenn man in Thailand ausschließlich bei McDonalds essen gehen würde. Man verpasst das, was das Land wirklich ausmacht!
Farmstays und Station Stays gibt es in jedem australischen Bundesland. Sie reichen von einfachen Unterkünften bis zu First-Class Resorts mit allen Annehmlichkeiten. Auch die Aktivitäten der einzelnen Angebote reichen von der puren Beherbergung von Gästen bis zur Teilnahme an der täglichen Farmarbeit.
Also - nicht auf jeder Farm sieht man Cowboys (in Australien: Stockmen), die Rinder oder Schafe über die Weiden treiben, nicht überall hat man die Möglichkeit zu reiten oder eine Kuh zu melken. Viele Familien, die im Outback leben, bieten zwar einen Farmstay an, trennen jedoch die Farmarbeit von den Gästen. Andere wiederum haben sich so sehr auf das Tourismusgeschäft spezialisiert, dass sie die Farm kaum noch oder gar nicht mehr bewirtschaften. Dann handelt es sich um nichts anderes, als um ein "Landhotel".
Wer also einen Farmstay dazu nutzen möchte, mehr über das Leben einer australischen Farmer-Familie zu erfahren und vielleicht sogar selbst bei der Farmarbeit mithelfen möchte, der sollte sich bei der Auswahl der Farm vorher genau informieren.
© Foto: South Australian Tourism Commission / Tourism & Events Queensland
Station oder Farm?
Eine Station ist kein Bahnhof, sondern bezeichnet eine große Farm, in den USA allgemein als Ranch bekannt. Hier kann man davon ausgehen, dass der Betrieb auch bewirtschaftet wird und nicht nur ein Hobby ist, denn sie liegen meist weit ab der Touristenrouten und erstrecken sich über ein so großes Areal, dass sich das reine Beherbergen von Gästen finanziell nicht lohnen würde. Auf einer Station wird größtenteils Viehzucht betrieben, also Rinder- oder Schafzucht.
Eine Farm kann vieles sein: Früher eine kleine Viehzucht, heute betreibt Oma nur noch einen Gemüsegarten für den Hausgebrauch. Oder man betreibt eine kleine Schafzucht, baut Weizen an oder hat sich auf die Alpaka-Zucht (ja, gibt es auch), Straußen-Zucht, Milchkühe oder Hühnereier spezialisiert.
Farm-Aktivitäten
Jede Farm oder Station, die sich in einer Broschüre oder im Internet vorstellt, beschreibt die Aktivitäten, die man dort machen kann. Da gibt es z.B. die, die "Observe seasonal farm activities" anbieten, was nichts weiter heißt, als dass man bei den gelegentlichen Farmarbeiten zugucken (= observieren) kann. Mitarbeit nicht erwünscht.
Wer seinen Gästen etwas bieten möchte, bietet Rundfahrten mit dem Jeep oder sogar im Buggy über das Farm- oder Station-Gelände an, damit man die Größe der Farm, die Tiere, die man züchtet und ggf. auch eine besonders schöne Umgebung wie Felszeichnungen, Wasserlöscher oder Wasserfälle bestaunen kann.
"Bird watching" oder "Native animal watching" sind ebenfalls sehr beliebte Beschreibungen. Aber Vögel und Kangaroos sieht man auch, wenn man dafür nicht unbedingt ein paar Nächte auf einer Farm verweilt. Also vielleicht eine Aktivität, die eher für Vogelkundler und Zoologen interessant ist.
Eine wahrhaft interessante Farm-Aktivität, die für uns Europäer außergewöhnlich und spannend ist, heißt "mustering". Dabei werden Rinder oder Schafe aus dem weitläufigen Farm- oder Station-Gelände zusammengetrieben, um sie zu zählen, zu impfen oder auch zu verkaufen. Das kann mit Pferden, mit Geländefahrzeugen oder auch mit Buggys geschehen und fast immer sind auch die berühmten australischen Sheep- oder Working-Dogs (auch Hütehunde genannt) bei der Arbeit zu beobachten. Ganz besonders spannend wird es, wenn kleine Helikopter zum Einsatz kommen (meist in Westaustralien und dem Northern Territory). Ist noch ein Pferd oder ein Fahrzeug übrig, kann man auch manchmal als Gast am Mustering teilnehmen, ..... aber, ja und jetzt kommt das Aber ..... diese Aktivität, die WIRKLICH interessant ist, wird nur von ganz wenigen Farmen und Stations als Aktivität angeboten.
© Fotos: Tourism & Events Queensland / Mt Mulligan Lodge
Horse Riding
Ein großer Teil derer, die gerne auf einer Farm ein paar Tage verbringen möchten, wollen dies mit einem Ausritt durch das endlose Outback oder über die weiten Wiesen der Farm verbinden.
Hier gibt es sehr unterschiedliche Angebote. Sie reichen von Farmen mit ein paar Pferden, die auch von den Gästen geritten werden können, bis zu gut organisierten "Horse Ranches", die ausschließlich Reiterurlaub anbieten. Hier können auch Anfänger unter fachmännischer Anleitung reiten lernen. Manche bieten auch mehrstündige oder sogar mehrtägige Reitausflüge in die Umgebung an und die Reiter sind größtenteils unter sich.
Die Unterbringung
Wie oben schon angedeutet, Farmstay-Unterbringung reicht von einfachen Zimmern bis zu luxuriösen Cottages. Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Preise.
In fast allen Angeboten sind die Mahlzeiten enthalten, was Preise unter 160 A$ pro Person und Nacht schwierig macht.
Die Unterbringung kann im Farmhaus selbst, wie auch in den sog. "Shearers' Quarters " (die ehemaligen Unterkünfte der Schafscherer!) erfolgen. Manchmal gibt es auch Bungalows, Glamping-Zelte oder kleine Hütten.
Es werden auch "self catered cottages" angeboten. Ein Angebot für Leute mit Mietwagen oder Camper, die ihre eigenen Lebensmittel mitbringen und auch selbst kochen und saubermachen wollen. Dafür hat man absolute Privatsphäre. Was bei einem Farmstay aber wenig Sinn macht!
Seit einigen Jahren gibt es Farmen und Stations, die ihre Farmstays zu regelrechten Luxus-Resorts umgebaut haben. Übernachtungspreise ab 1.000 A$ pro Nacht und mehr sind keine Seltenheit. Hier werden Reisende angesprochen, die die Natur, die Abgeschiedenheit und einen exzellenten Service genießen möchten - das Original-Erlebnis "Farmstay" steht jedoch weder bei der Farm/Station selbst noch beim Gast im Vordergrund.
Apropos Preise: Im Hinterkopf behalten sollte man immer die abgelegene Location. Ein Zimmer auf einer Farm für 300 oder 400 A$ kostet so viel, weil alles, aber wirklich alles größtenteils aus Hunderten Kilometer Entfernung herangeschafft werden muss, vom Nagel bis zur Frischmilch. Und wenn der nächste Supermarkt 150 km entfernt ist, dann wird in großen Mengen eingekauft und die Kühlschranke der Farm laufen 24 Std. auf Hochtouren, um den Gästen bei 40 Grad Außentemperatur trotzdem jeden Morgen frische Milch für den Kaffee zu bieten.
© Foto: Tourism & Events Queensland; Tourism Western Australia
Die Verpflegung
Australiens Landbevölkerung liebt Grillen, Barbecues und Fleisch. Auf Farmen werden größtenteils die Produkte gegessen, die selbst anbaut oder herstellt werden und die man dann zu schmackhafter "Hausmannskost" verarbeitet. Trotzdem versuchen Farmen, die stetig steigende Zahl an Vegetariern und Veganern zu berücksichtigen, auch wenn nicht unbedingt vorausgesetzt werden kann, dass diese Kost besonders abwechslungs- und ideenreich ist.
Wie kommt man hin?
Klar gesagt: Ohne eigenen fahrbaren Untersatz wird es schwierig. Nur wenige Farmen und Stations holen ihre Gäste von Bahn- oder Busstationen ab. Die meisten erwarten, dass man mit dem eigenen Fahrzeug anreist. Ob ein Geländewagen nötigt ist, um zum Beispiel eine abgelegene Station im Outback zu erreichen, muss unbedingt VOR der Buchung geklärt werden. Nahezu alle Auto- und Camper-Vermieter erlauben es nicht, dass man mit einem nicht geländefähigen Fahrzeug über eine längere Strecke Gravel-Roads oder Sandpisten benutzt.
Wie und wo finde ich Farm- & Station Stays?
Das schwierigste Kapitel zum Schluss.
Einfach ist es nicht, einen wirklich guten, interessanten und für die eigenen Wünsche (ob Reiten, Mustering oder einfach nur Ruhe und eine schöne Umgebung) zu finden. Alle Farmstays, die Reisebine in den letzten 20 Jahren gefunden, besucht und zum Teil lieb gewonnen hat, sind ... verkauft, verstorben oder nicht mehr in Betrieb. Das ist traurig, aber der Lauf des Lebens.
Wo haben wir unsere Farmstays gefunden? Meistens in den örtlichen Touristen-Informationsbüros (Visitor Centre oder Tourist Information Office genannt). Dort liegen Hunderte Broschüren aus, auch von Farmstays, die man im Internet vielleicht gar nicht finden würde. Hier kann man stundenlang stöbern und letztendlich die meist sehr kompetenten Damen und Herren am Counter befragen. Die kennen sich aus, die wissen Bescheid. Eine gute Beratung, die viele Australienreisende zu selten oder sogar gar nicht nutzen.
Trotzdem haben wir auf den nächsten Seiten versucht, für euch ein paar schöne und interessante Farmstays zu finden, die wir euch kurz vorstellen.