ein Bericht von Annika Schulze und Stefanie Stadon
Australien belegt Platz 3 der Gold abbauenden Nationen. Jährlich werden tausende Tonnen des Edelmetalls auf dem 5. Kontinent aufgespürt. Schätzungen besagen, dass noch immer Gold im Wert von etwa AU$ 500.000.000.000 aufzuspüren ist.
Kein Wunder also, dass so viele Goldgräber seit jeher ihr Glück Down Under suchen und sich am Fossicking (dt. stöbern) bzw. Prospecting (dt. schürfen) probieren. Darunter versteht man in Australien die Suche nach allem Wertvollen im Boden: von Edelsteinen über Fossilien bis hin zu Gold. Sehr beliebt ist die Suche nach „Nuggets", massiven Goldstücken von einem Gramm bis zu mehreren hundert Unzen. Das weltweit größte, jemals gefundene Goldnugget wiegt rund 72 kg, wurde 1869 im australischen Moliagal im Bundesstaat Victoria entdeckt und auf den Namen „Welcome Stranger" getauft.
Mittlerweile gibt es über das "Eldorado" Australien zahlreiche TV-Formate, die Schatzjäger auf den 5. Kontinent locken. Hobby- und professionelle Goldgräber drücken sich die Detektor-Klinke in die Hand. Am Anfang all dessen stand der Goldrausch Australiens Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Geschichte hinter dem Gold
Zeitgleich mit der sich ausweitenden Besiedelung Australiens im frühen 19. Jahrhundert begann die Entdeckung der Bodenschätze des Landes. Wer der erste Glückspilz war, der in Australien Gold fand, ist nicht bekannt.
Mit dem ersten offiziellen Goldfund 1851 in Bathurst, New South Wales, setzte der Goldrausch ein. Es sollte der größte „Goldrush" werden, den die Welt bis dahin gesehen hatte. Der Gouverneur der gerade neu gegründeten Kolonie Victoria setzte Belohnungen für diejenigen aus, die im Gebiet um Melbourne Gold finden würden – nichts ahnend, welche Mengen des Edelmetalls hier im Boden schlummerten.
Victoria wurde damit zum neuen "Eldorado" der Goldgräber. Aus aller Herren Länder wanderten die Menschen nach Australien ein. Lebten zu Beginn der Goldfunde gerade einmal 43.000 Menschen auf dem Kontinent, waren es Ende der 1850er bereits mehr als 400.000 Menschen, um 1870 knapp 1.7 Millionen! Australien erlangte den höchsten Lebensstandard weltweit. Der Goldrausch veränderte Gesellschaft, Wirtschaft und Politik revolutionär.
Interessierte können den Goldrausch Australiens heute in Museen und anderen touristischen Sehenswürdigkeiten nacherleben. So läuft man in der Old Deborah Goldmine in Bendigo, Victoria durch alte Minenschächte oder schürft selbst nach Gold. Eine ganze Goldgräberstadt ist auf dem historischen Sovereign Hill in Ballarat (siehe Foto oben) nachgestellt. Der „Fossickers Way", eine Reiseroute zwischen Warialda und Tamworth in New South Wales, wirbt mit der Goldsuche bereits im Namen.
Es gibt sogar Anbieter, die von der Tourist Fossicking Authority dazu legitimiert sind, mit einer Gruppe von Reisenden in einer geführten Tour nach Gold zu suchen. Wenn man zum ersten Mal auf Goldsuche geht und wenige Australien-Kenntnisse mitbringt, ist man bei solch einer begleiteten Suche eventuell besser aufgehoben.
Wer jedoch lieber abenteuerlich auf eigene Faust statt im Touristentrubel nach Gold suchen möchte, hat in Australien die Möglichkeit, ein wahrer Indiana Jones zu werden.
Für all diejenigen haben wir nachfolgend die Fossicking/Prospecting-Bestimmungen in Australien zusammengefasst. Hinsichtlich notwendiger Lizenzen und Zulassungen gibt es in den jeweiligen Bundesstaaten unterschiedliche Regeln, z.B. wie viel und wie tief gesucht werden darf. Für nähere Informationen und Kontaktdaten sind die Links zu den Websites der entsprechenden Behörden aufgelistet.
Die eigene Suche nach dem Gold
1) Visum
Für die Goldsuche in Australien, also dem Fossicking oder Prospecting, ist keine gesonderte Aufenthaltserlaubnis erforderlich. Sei es als Tourist oder Backpacker – jeder, der über ausreichend Zeit und Geduld verfügt, kann nach den schimmernden Nuggets Ausschau halten.
Einzige Bedingung ist, dass die Goldsuche keinen kommerziellen Hintergrund hat, sondern einzig dem Freizeitvergnügen dient.
2) Lizenzen und Auflagen
Nicht in jedem Staat ist eine Lizenz nötig, um auf Goldsuche gehen zu können. Ist eine Genehmigung erforderlich, findet der Goldsucher den zugehörigen Antrag auf der Website der Landesregierung. Dieser wird entweder online oder postalisch eingereicht. Wer bereits in Australien ist, kann die Lizenz auch bei einer Dienststelle der Behörde oder bei autorisierten Händlern erwerben.
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Lizenz nötig? |
Suchauflagen |
Link zur Behörde |
New South Wales |
Grundsätzlich nicht erforderlich, außer für Suche in staatlichen Wäldern |
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NSW Government (PDF) |
Northern Territory |
Nicht erforderlich |
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Queensland |
„Fossicking License“ erforderlich Preise z.B. GST = australische Mehrwertsteuer |
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South Australia |
Nicht erforderlich |
Keine konkreten Angaben |
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Tasmanien |
Außerhalb ausgewiesener Grabungsstätten „Prospecting License“ erforderlich Preis: $32,40 für 12 Monate |
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Victoria |
„Miner's Right“ erforderlich Preis: $26 für 10 Jahre |
Keine konkreten Angaben |
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Western Australia |
„Miner's Right“ erforderlich Preis: $35 |
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aktualisiert: 11/22
Foto: Stefanie StadonWer auf Privatbesitz nach Gold suchen möchte, benötigt meist zusätzlich zur Lizenz noch die „Permit" (Erlaubnis) des Landbesitzers. So kann festgelegt werden, welche „Tracks" und „Gates" der Goldsucher nutzen darf und wie lange die Sucherlaubnis auf dem privaten Land gilt.
Mancherorts genügt es, dem Eigentümer eine "Fossicking Notice" mind. 7 Tage vor Suchbeginn zukommen zu lassen. In diesem Fall ist eine Bestätigung des Besitzers für die Suche auf seinem Land nicht nötig.
Ist eine „Fossicking Request" erforderlich, muss der Landbesitzer dem Goldsucher seine schriftliche Erlaubnis geben. Mindestens zwei Wochen sollten für diesen Schriftverkehr eingeplant werden, da einige Grundstücke sehr abgelegen liegen und Post recht selten zugestellt wird. Antwortet der Landbesitzer nicht oder lehnt ab, darf nicht gesucht werden.
Angaben darüber, für welche Suchgebiete eine Notiz an den Besitzer ausreicht oder dessen vorherige Zulassung erforderlich ist, findet sich mitsamt entsprechender „Permit"-Anträge meist auf der Websites der Landesregierung.
Der Goldsucher muss seine Lizenz sowie weitere nötige Genehmigungen mitsamt der Ausweispapiere stets bei sich tragen.
3) Suchgebiet
In vielen Staaten wie South Australia und Queensland gibt es ausgewiesene, öffentliche Suchgebiete, auf denen sich der „Fossicker" frei bewegen darf. Auch auf unbenutztem Kronland ist das Schürfen nach Gold gestattet.
Sofern die bevorzugte Gegend auf privaten Eigentum liegt, ist die Suche mit der Erlaubnis des Landbesitzers grundsätzlich möglich. Das Gleiche gilt für Gebiete, die im Besitz der Aboriginals sind.
Es ist strikt untersagt, in den meisten Nationalparks, Schutzgebieten und Reservaten nach Gold zu suchen. Ebenso ausgeschlossen sind heilige Stätten der Ureinwohner sowie ausgewiesene Minen.
Sovereign Hill / © Foto: Visit VictoriaDurch Grabungen entstandene Veränderungen und Löcher (besonders in Flussläufen und im Boden) sind zum Schutz von Mensch und Natur wieder zu beseitigen. Wer seine Suche beendet - egal ob mit oder ohne Erfolg - muss die „Fossicking Site" genau so hinterlassen, wie er sie vorgefunden hat. Dass beim Fossicking Natur und Kulturstätten nicht zerstört werden dürfen, versteht sich von selbst!
4) Schürf-Werkzeug
Wer nach Gold suchen möchte, darf dafür ausschließlich Handwerkzeug wie Schaufel, Hacke und Schürfpfanne benutzen. Auch Metalldetektoren sind gestattet.
Weder motorisierte Maschinen bzw. maschinelle Ausrüstung noch Sprengstoff sind erlaubt.
5) Veräußerung
Bundesstaatenübergreifend gilt, dass Gold nur zum privaten Zeitvertreib oder zu Bildungszwecken gesucht werden darf. Die Weitergabe der Fundstücke an andere Hobby-Goldsucher oder Ausstellungen ist gestattet. Ein kommerzieller Verkauf ist strikt untersagt und wird mit hohen Strafen geahndet.
6) Allgemeine Hinweise
Auch wenn das Fossicking spannend und für viele Menschen ein großes Abenteuer ist, sollten die Gefahren nicht unterschätzt und die eigenen Fähigkeiten nicht überschätzt werden. Daher gilt es, folgende Sicherheitshinweise bei der Suche nach Gold nicht nur zu beachten, sondern auch zu verinnerlichen:
- angemessene Arbeitskleidung, inkl. Hut, Pullover, Regenjacke
- Sicherheitsgläser und Handschuhe
- festes, geschlossenes Schuhwerk
- Sonnenschutz & Insektenschutz
- Satellitentelefon
- regelmäßige Kontrolle der Werkzeuge
- Einholen von Informationen über Wetter, Straßenverhältnisse etc.
- ausreichend Proviant, vor allem Wasser
- Erste Hilfe Kenntnisse
- Freunde und Bekannte über Pläne und Suchorte einweihen
- keine verlassenen Minen etc. betreten
- bei der Suche nicht querfeldein fahren, sondern auf Straßen bleiben
Wer alle nötigen Informationen eingeholt hat, kann sich hineinstürzen in sein goldenes Australien-Abenteuer.
Alle, die sich selbst zu den absoluten Beginnern auf Goldsuche zählen, finden auf der Website des Northern Territory nochmals entscheidende Handwerktipps.
Na dann – viel Glück bei der Suche nach dem großen Gold! Australien ist schließlich das „lucky country"!