Ein Erfahrungsbericht zur 10 Tage Perth to Broome Tour
von Reisebine-Redakteurin Nicole Löwe-Schumann
Tag 1 - Los geht das Abenteuer
Mit einem netten Smalltalk mit dem Nachbarn nehmen es die Australier manchmal etwas genauer als mit der Pünktlichkeit. Möglicherweise aus diesem Grund kam unser Bus um 7 Uhr, statt um 06:45 Uhr. Eine wertvolle Viertelstunde, die ich zu dieser Zeit lieber in meine Nachtruhe investiert hätte.
Auf dem Weg zum Haupttreffpunkt am Hafen von Perth luden wir noch weitere Teilnehmer ein. Dort angekommen wurden wir auf 2 Busse aufgeteilt. In dem etwas kleineren saßen diejenigen, die die Perth to Exmouth Tour gebucht hatten und im größeren alle die, die wie ich bis Broome reisen wollten.
Während die Jungs unserer Truppe noch damit beschäftigt waren, alle Taschen und Koffer im Gepäckraum zu verstauen, ließ ich mich bereits in einen der wirklich bequemen Sitze fallen. Auf den ersten Blick sah hier alles sehr nett und gemütlich aus.
Unser Tourguide hieß Chrissy, sie erklärte uns auch den Bus und gab wertvolle Tipps für die Tour. So zum Beispiel den, dass wir uns kurz bevor wir in zum Karijini Nationalpark kommen „Powerade-Pulver" kaufen sollten, um es in unser Trinkwasser zu geben. Damit gleichen wir unseren Elektrolyt-Haushalt aus und sind nach den anstrengenden Wanderungen nicht so erschöpft.
Endlich los! Ein paar Stunden brausten wir durch die Landschaft und hielten bald am ersten Ausflugsziel – den Pinnacle Deserts. Alle zückten ihre Kameras, um die wirklich fotogenen Formationen aus verwitterten Kalksteinsäulen festzuhalten.
Der Strand von Jurien Bay war das nächste Ziel. Wer Lust und Laune hatte, konnte sich dort im Sandboarding ausprobieren. Eine weitere Gelegenheit, um lustige Bilder zu schießen und auch die letzten Ritzen der Kleidung mit Sand zu füllen.
Unsere erste Nacht verbrachten wir in Horrocks, bei Geraldton, doch bevor dort alle erschöpft vom ersten Tag in ihre Betten fielen, gab es noch ein leckeres Abendessen. Mit vollen Bäuchen und gut gelaunt spielten wir ein witziges „Kennenlernspiel". Zu erst sollten sich alle kurz vorstellen, danach musste jeder einzeln die Namen seiner neuen Weggefährten nacheinander aufzählen. Bei 28 Tourteilnehmern eine echte Herausforderung, doch da ich ziemlich am Ende an der Reihe war, vergaß ich niemanden.
Tag 2 - Die erste Gorge
Nach einem stärkenden Frühstück aus Toast, Cornflakes oder Müsli ging unsere Reise auch schon weiter.
Dass unser Bus leider nicht mehr der allerneueste war, gab er uns bereits am 2. Tag zu verstehen. Nach ein paar Stunden in dieser rollenden Blechbüchse wunderten wir uns, warum uns allen plötzlich so heiß wurde. An der Musikauswahl konnte es nicht liegen, denn Hits aus den 80ern und 90ern bringen einen selten zum Schwitzen. Nach ein paar Minuten Rätselraten stellten wir mit Erschrecken fest, dass die Klimaanlage nicht mehr funktionierte und die Temperatur im Bus langsam über die 30°C-Grenze stieg. Chrissy, unser Tourguide, behielt stets einen kühlen Kopf und wusste sich schnell zu helfen. Auf dem nahezu verlassenen Highway fuhr sie kurz links an den Straßenrand, schaltete den Motor aus und wieder an. Und siehe da... die „AirCon" nahm ihre Dienste wieder auf. Weiterfahren konnten wir aber trotzdem nicht, denn die Tür des Busses war offen und ließ sich nicht mehr schließen. Doch wer ein echter Abenteurer ist, lässt sich durch so etwas nicht aus der Ruhe bringen! Nach etwa 10 Minuten drücken und ziehen an diversen Hebeln und Knöpfen schloss sich die Tür wie von Wunderhand. Die Fahrt konnte weitergehen.
Der Stimmung tat dieser ungewollte Zwischenstopp keinen Abbruch. Wirklich verängstigt oder beunruhigt war niemand der Tourteilnehmer, denn Chrissy gab uns jederzeit das Gefühl, dass sie alles unter Kontrolle hatte und wir dachten uns immer: „Chrissy macht das schon".
Der nächste Halt - diesmal geplant - fand im Kalbarri Nationalpark statt. Dort wartete schon die erste kleine Schlucht darauf, von uns durchquert und bestaunt zu werden. So schnürten wir unsere Schuhe und wanderten los zur Murchison Gorge. Vorbei an beeindruckenden Schluchten und Landschaftsszenarien gelangten wir zum „Natures Window" (eine Felsformation, durch die man in die Z-Bend Gorge schauen kann). Der Blick durch dieses Fenster ist ein beliebtes Fotomotiv, doch schon kurz nachdem auch der letzte Auslöser betätigt wurde, ging es auch schon hinunter in die Schlucht. Wer höhentauglich und mutig genug war, konnte sich im „Abseiling" ausprobieren. Ich blieb dann doch lieber auf festem Boden!
Nach all der Anstrengung suchten alle nach einer Abkühlung und Shell Beach, unser nächstes Ziel, wäre auch genau der richtige Ort dafür gewesen. Leider waren wir aber durch unsere Panne so spät dran, dass wir zwar noch ein paar großartige Bilder vom Sonnenuntergang schießen konnten, zum Baden reichte aber die Zeit leider nicht mehr aus. Shell Beach trägt diesen Namen übrigens nicht ohne Grund, denn der gesamte Strand ist von Millionen von Muscheln übersät. Sand sucht man dort vergeblich.
Das Abendessen in Denham, ließen wir bei Gegrilltem mit Salat und dem ein oder anderen Bier oder Wein ausklingen.
Tag 3 - Delfine gucken in Monkey Mia
Am Morgen war unser erster Halt die Delfine von Monkey Mia. Auch hier liefen alle Fotoapparate heiß, doch leider hatte keiner von uns das Glück von den Tierpflegern für das Füttern ausgewählt zu werden. So beobachteten wir neidvoll diejenigen, die bis in Streichelnähe zu Flipper und Co. gehen durften.
Nachdem sich alle an den possierlichen Meeresbewohnern satt gesehen hatten, hüpften wir wieder in den Bus und fuhren nach Carnavon. Am Strand von Hamelin hielten wir erneut an, um uns Stromatolithen (von Mikroben erbaute steinähnliche Strukturen) anzusehen - das älteste Leben auf unserer Erde. Da sich zu diesem Zeitpunkt nicht viel Wasser im „Pool" befand, konnte man die Schönheit und Einzigartigkeit dieser „lebenden Fossile" nur erahnen.
Offensichtlicher gelang dies in Coral Bay, einer wunderschönen Bucht, die wir am Abend besuchten und im nahe gelegenen Ningaloo Club nächtigten. Zum Dinner gab es diesmal leckere, selbst gemachte Burger und Chrissie versorgte uns mit spannenden Geschichten rund um die Region, von denen möglicherweise einige mit einem Augenzwinkern verstanden werden sollten.
Tag 4 - Schnorcheln am Nigaloo Reef
Den Vormittag verbrachten wir in Coral Bay und erledigten ein paar Einkäufe - die Daheimgebliebenen wollen schließlich auch etwas von der Reise haben.
Neben Mini-Shopping-Touren gab es dort auch die Möglichkeit, Touren zu unternehmen. So entschloss ich mich kurzerhand für einen Schnorcheltrip mit dem Glasbodenboot. Es war an sich eine tolle Tour, bei der wir Schildkröten und viele bunte Fische entdecken konnten, obwohl ich es als nicht besonders tierfreundlich empfand, mit einem Motorboot hinter Schildkröten herzujagen, nur um ein perfektes Urlaubsfoto zu schießen.
Am Nachmittag, als sich unsere Gruppe erschöpft von ihren Ausflügen wieder im Bus eingefunden hatte, ging es weiter nach Exmouth. Das Blue Reef Backpackers sollte unsere nächste Station für eine Übernachtung sein. Bei Spaghetti und frischem Salat berichtete jeder, was sein ganz persönliches Highlight des Tages war.
Tag 5 - Sonnenbaden in Exmouth
Um sieben Uhr morgens endete unsere Nachtruhe, doch wer jetzt noch müde war, sollte den Schlaf recht bald aus den sprichwörtlichen Augen verlieren. In Badeklamotten ging unsere Fahrt zum wundervollen Strand von Turquoise Bay im Cape Range Nationalpark. Auf dem Weg dorthin hielten wir an einer riesigen Düne. Weißer Sand und ein strahlend blauer Himmel gaben wieder eine tolle Gelegenheit für ein perfektes Urlaubsbild.
Am Strand angekommen liehen wir uns alle eine Schnorchelausrüstung für 5 A$ und erkundeten so die wunderschöne Unterwasserwelt der Ningaloo Reef Coast auf eigene Faust.
Um möglichst vielfältige Eindrücke zu bekommen, besuchten wir gleich mehrere Strandabschnitte, die unser Tourguide Chrissy speziell für unsere Schnorchelgänge ausgesucht hatte.
Erschöpft, aber glücklich verließen wir am späten Nachmittag den Traumstrand und traten unsere Rückreise nach Exmouth an. Nach einem kurzen Sightseeing-Stop am historischen Vlahming Head Leuchtturm, fuhren wir weiter zu unserer Unterkunft Blue Reef Backpackers.
Tag 6 - Vom weißen Strand zum roten Sand
Nachdem wir an den ersten 5 Tagen jede Menge Strand gesehen hatten, ging es jetzt ins Landesinnere. Heute wurde die frühe Weckzeit noch einmal gesteigert. Frühstück um 5:30 Uhr und wer noch müde war, konnte den Schlaf während der 4 Stunden Fahrt ins Outback Westaustraliens nachholen - die Strapazierfähigkeit des Sitzfleisches wurde in jedem Fall umfangreich getestet.
Lunch aßen wir auf einem Rastplatz umgeben von grünen Wiesen und einem kleinen Bach. Das letzte satte Grün, das wir für die nächsten 4 Tage zu sehen bekamen.
Nach dieser kurzen Verschnaufpause ging die muntere Busfahrt auch schon weiter. Wer nicht schlief, vertrieb sich die Zeit mit Lesen oder Musik hören.
Bei diesen ewig langen Busfahrten wurde mir erst einmal die Größe Australiens richtig bewusst. So genoss ich während der letzten Stunde Fahrt bis Tom Price vor allem die wunderschöne Landschaft der vorbeiziehenden Hamersley Range im Karijini National Park. Das saftige hellgrün der vielen Büsche und Sträucher, gepaart mit dem Rot der Erde ergab ein beeindruckendes Farbenspiel.
Als wir in unserem Camp ankamen, begutachteten wir unsere Schlafstätte und Chrissy gab uns eine kurze Einweisung in unser neues Domizil. Vor allem die Duschen und Toiletten wurden von den weiblichen Tourteilnehmern misstrauisch beäugt, aber die Sanitäranlagen waren alle in Ordnung und für Outback-Verhältnisse sehr sauber. Wir schliefen unter freiem Himmel in einem Swag (australischer Schlafsack). Wem dies zu viel freie Natur war, der hatte die Möglichkeit in einem feststehenden Zelt zu übernachten – geschützt vor nervigen Fliegen und Mücken.
Bevor wir uns allerdings tatsächlich ausruhen konnten, besichtigten wir noch die Jeffrey Gorge. Eine beeindruckende Landschaft, verbunden mit einem mühsamen Abstieg in die Schlucht. Hier wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass diese Tour für Sportallergiker wie mich sehr anstrengend wird. Wer aber nicht will, wird auch zu nichts gezwungen.
Außerdem zeigte sich bei dieser ersten Stippvisite im Outback, dass ein Headnet und Insektenspray fast schon überlebensnotwendig sind, denn ohne diese Utensilien können einen die australischen Fliegen zur Verzweiflung bringen. Also Netzhut auf und los geht die Wanderung.
Im Camp zurück sagte die Sonne „Gute Nacht" zu uns und verschwand für diesen Tag. Mit ihr auch die lästigen Fliegen. Unser Abendessen mussten wir zwar mit Kerzen und Kopflampen verspeisen, aber wenigstens nervten die fliegenden Quälgeister nicht mehr.
Die Nächte im Outback können auch im Sommer kühl werden und so ist es in den Monaten zwischen Februar und Oktober ratsam, sich über den jeweiligen Anbieter einen Schlafsack für 30 A$ zu mieten oder für 50 A$ zu kaufen. Am besten gibt man bei der Tourbuchung mit an, dass man einen Schlafsack benötigt.
Tag 7 - Das Wandern ist des Abenteurers Lust
Bacon & Eggs zum Frühstück, Wasserflaschen gefüllt, Schuhe geschnürt - gut gestärkt ging es auf einen langen Tag in den Karijini Nationalpark.
Es war eine umfangreiche Wanderung durch die Weano Gorge und die Hancock Gorge und wieder wurde mir bewusst, wie unsportlich ich doch geworden bin. Im „Spiderwalk" durch eine Schlucht zu klettern oder über heiße Steine die Gorges hoch und wieder runter zu wandern, kostet richtig viel Energie. Die Freshwater Pools, an denen wir vorbei kamen und uns abkühlen konnten, waren eine willkommene Abwechslung.
Für die ganzen Strapazen wurden wir zwischendurch immer wieder mit atemberaubenden Ausblicken auf Schluchten, Felsformationen oder Landschaften belohnt. Am Oxer Lookout konnten wir einen beeindruckenden Blick über beide Schluchten werfen. Dabei wurde uns allen erst einmal bewusst, welche Strecke wir heute zurückgelegt hatten und wie tief die Schluchten doch sind. Erschöpft, aber mit einem Lächeln im Gesicht, ging es am frühen Abend zurück zum Camp, wo selbstgemachte Tortillas als Belohnung auf uns warteten!
Eine kleine Anmerkung: Viele der Wanderwege wären in Deutschland niemals für den Tourismus frei gegeben worden. Falls doch, dann nur mit riesigen Schildern, auf denen „Betreten auf eigene Gefahr" steht. Meist konnte man sich nur auf die eigene Muskelkraft und seinen Gleichgewichtssinn verlassen. Wer Höhenangst hat und nicht ganz schwindelfrei ist, sollte in dem Fall vielleicht lieber eine andere Tour buchen.
Tag 8 - Wandern, wandern, wandern
Der achte Tag verlief ähnlich wie der Vortag, mit intensiven Wanderungen, die aber allesamt an erfrischenden Wasserfällen oder paradiesischen Pools endeten und damit mehr als nur erträglich waren.
Am Abend ergab sich eine witzige Situation. Chrissy sagte uns ganz nebenbei, „Storm is coming." Entsetzen machte sich ringsum auf allen Gesichtern breit. „Ein Sturm kommt auf?" fragten wir Chrissy ganz verwirrt. Diese schaute uns ihrerseits völlig verdattert an und brach plötzlich in schallendes Gelächter aus. „Nein," beruhigte sie uns, „nicht ein Sturm kommt auf, sondern Storm kommt gleich mit der anderen Tour." Storm war der Name des Tourguides, der drei Teilnehmer aus unserer Gruppe mit nach Perth nahm. Das hätte sie aber auch gleich sagen können!
Als Storm mit seinen zwei Tourteilnehmern endlich angekommen war, hieß es: Dinner time! Alle zusammen nahmen wir an unserem langen Campingtisch platz und füllten unsre hungrigen Mägen mit Steaks, Kartoffelbrei, Salat und Würstchen.
Tag 9 - Zurück in die Zivilisation
Wie schon in den letzten Tagen wurden wir heute wieder pünktlich kurz nach Sonnenaufgang geweckt – allerdings nicht von Chrissy, sondern von den lästigsten Fliegen der Welt. Nachdem wir unser Gepäck im Bus verstaut und das Camp aufgeräumt hatten, ging unsere Reise weiter nach Port Hedland.
Zurück in der Zivilisation meldete sich auch unser Bus mal wieder zu Wort und verweigerte die Dienste an der Klimaanlage. Wieder saßen wir eine Weile in der brütenden Hitze des Busses, doch es half nichts. Wir öffneten die Dachluke unserer fahrenden Sauna, benetzen unsere T-Shirts mit Wasser und versuchten zu schlafen.
In Port Hedland angekommen setzte uns Chrissi in der Stadt ab und fuhr zur nächsten Werkstatt, um unseren Bus für die letzten 600 km fit zu machen. Recht bald konnten wir mit reparierter Klimaanlage weiterfahren. Unsere Reise führte uns jetzt in die Pilbara Region, wo wir auf der Schaf- und Rinderfarm Indee Station unsere letzte Nacht verbrachten. Mit großem Appetit aßen wir unsere selbst gemachten Pizzen und versammelten uns danach um ein loderndes Lagerfeuer. Wehmütig dachten wir daran, dass diese abenteuerliche Reise bald zu Ende sein würde.
Tag 10 - Alles hat ein Ende...
An unserem letzten Tag, konnten wir sogar fast schon ausschlafen. 7:30 Uhr war die Nacht für uns beendet und unsere nächste Busfahrt führte uns zum 80 Mile Beach. Nach kurzem Abstecher am Strand, setzten wir unsere Fahrt nach Broome fort. Unterwegs ließ uns der Bus allerdings immer wieder im Stich. Die altbekannten Probleme mit der Klimaanlage und der Hydraulik ließen uns erneut schwitzen, doch wir schafften es trotz der vielen kleinen Eskapaden sicher nach Broome.
Bevor wir uns dort voneinander trennten, verabredeten wir uns aber noch auf ein gemeinsames Dinner am Abend. Dieses erneute Zusammentreffen war zwar nicht Teil des Tourplans, aber mittlerweile waren wir alle nicht mehr nur Tourteilnehmer, sondern Freunde.