Wohnen in historischen Country Hotels
zusammengestellt von Sabine Hopf
Genau so interessant wie ein Farmstay ist ein PUBSTAY in einem der vielen historischen Country Hotels. Man findet sie überall und in jedem Bundesstaat.
Der Großteil von ihnen stammt aus dem 19. Jahrhundert, als es noch keinen Tourismus gab, sondern Menschen aus geschäftlichen Gründen reisten. Doch genau wie heute auch, gibt es diese Hotels in vielen unterschiedlichen Arten. Da gibt es die mit den kleinen Zimmer in Kleinstädten (meist Einzelzimmer), vornehmlich in Queensland, die dem Viehzüchter als Unterkunft dienten, der in die Stadt kam, um seine Rinder oder Schafe zu verkaufen; oder für Handelsvertreter und Landvermesser. Dann gibt es die großen Imposanten, vornehmlich in Victoria, wo betuchte Geschäftsleute abstiegen, die eher etwas Luxus bevorzugten.
© Foto: Tourism Western Australia
Aus der Sydneyer Innenstadt sind sie zum großen Teil verschwunden. Wenn es sie vereinzelt noch gibt, dann bieten sie nur in seltenen Fällen auch Zimmer an. In Kleinstädten jedoch gibt es sie immer noch recht zahlreich.
Apropos Zimmer! Auch wenn es kein Country Hotel ohne einen Pub im Erdgeschoss gibt, so gibt es doch zahlreiche Pub Hotels ohne Hotel. Verwirrend? Verständlich. Dazu etwas Geschichte aus dem 19. Jahrhundert: Um Alkohol ausschwenken zu dürften, mussten Gastwirte auch Zimmer zum Übernachten anbieten. So wurde aus einem Pub ein Hotel, das eigentlich ein "Pub mit ein paar Zimmern" war und kein Hotel im Üblichen Sinne.
Die Zeiten haben sich geändert und so bieten viele Pubs in ihrer oberen Etage gar keine Zimmer mehr an. Geblieben ist nur der Name: Imperial Hotel, Commercial Hotel, Royal Hotel.
Also aufgepasst: Nicht überall wo Hotel draufsteht ist auch Hotel drin.
© Foto: Visit Victoria / Shamrock Hotel in Bendigo
Einige haben in den letzten Jahren ihre Zimmer mehr oder weniger aufwendig renoviert, so dass Gäste alle Annehmlichkeiten, die ihnen auch in modernen Hotels zur Verfügung stehen, genießen können.
Viele haben trotz umfangreicher Renovierung ihren alten Charme bewahrt, der ihre eigentliche Faszination und Einzigartigkeit ausmacht.
Die Vorteile eines Pubstays liegen auf der Hand: Zum einen liegen sie mitten in der Stadt und nicht am Ortsrand, wie viele Motels. Man muss also nicht motorisiert sein, um abends noch aus oder essen zu gehen. Zum anderen sind die Zimmerpreise sehr moderat.
Die Preise variieren nach der Art der Ausstattung und Umfang der Renovierung. Bekam man noch vor Jahren ein Zimmer für 30 Dollar, so kostet heute das gleiche Zimmer 100 Dollar.
Trotzdem sind die Preise oft kaum höher als die für ein Doppelzimmer in einem Backpacker Hostel. Die Zimmer haben oft nur ein Waschbecken - Duschen und Toiletten befinden sich auf dem Gang. Viele haben umfangreich renoviert und bieten auch Zimmer mit eigenem Bad an.
Wer empfänglich für Stimmungen ist, fühlt sich in einem Pub Hotel wie inmitten einer Zeitreise. Oft führen die breiten Lamellentüren der Zimmerfenster direkt auf die große, breite Veranda hinaus (siehe Foto oben) und manchmal wohnt tatsächlich ein Goldgräber oder ein Farmer im Nebenzimmer, der bei einem Plausch auf der Veranda spannende Geschichten erzählt.
Übrigens: Manche dieser Pub-Hotels haben keine Rezeption. Einchecken erfolgt dann am Tresen der Bar.
Und ja, es ist laut abends, wenn die Bar im Erdgeschoss in Betrieb ist, aber spätestens gegen Mitternacht ist Schluss und die letzten Gäste gehen nach Hause. Also, warum nicht einen Anstecher in die Bar machen und interessante Einheimische kennenlernen?
Eigene Erfahrungen
Persönlich ziehe ich Pub-Hotels jedem Motel, Hotel oder auch Backpacker Hostel vor. Nirgends habe ich so interessante Leute kennen gelernt und nirgends wird das historische Australien so lebendig wie dort.
Außerdem ist das Publikum ein anderes als in einem Motel. Hier steigen wirklich noch Einheimische ab, die geschäftlich unterwegs sind. Man bekommt interessante Geschichten zu hören und Tipps, die man weder in einem Backpacker Hostel noch in einem Motel je erfahren würde.