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    7 Tage Overland-Trekking - Tag 4

    Tag 4

    Um 5:30, gerade mal Sonnenaufgang, wache ich von Schritten und Geraschel auf und traue meinen Augen nicht: ein Opi kocht am Tisch direkt neben unserem Nachtlager sein Frühstück und stampft hin und her. Die komplette, riesige Küche mit 6 oder 7 Tischen ist leer und er gesellt sich ausgerechnet direkt neben uns. Na ja, schon komische Leute unterwegs...
    Später erfahre ich, dass genau dieser Opi in der Nacht wohl den Schnarchlehrer wegen dem Geschnarche angeschnauzt hat und sogar eine Frau, die ein paar Betten weiter mit einer Taschenlampe gelesen hat. Da waren wir in der Küche ja noch milde weggekommen.

    Leider zeichnet sich an diesem morgen ein Regentag ab. Es beginnt zu nieseln, gerade heute, wo wir doch den Mt Ossa, den höchsten Berg Tasmaniens (1617m) erklimmen wollen. Egal, ich bleibe optimistisch.

    Mittlerweile wird mir klar, dass ich zu wenig Essen dabei habe. Vor allem zum Frühstück habe ich nichts Brauchbares. Tomatensuppe mit Brühwürfel mag für 2 oder 3 Tage okay sein, aber nicht für eine ganze Woche.

    Ich bekomme schon vormittags wieder Hunger und muss auf Müsliriegel und Schokolade zurückgreifen, die eigentlich für unterwegs bzw. mittags zur Stärkung gedacht waren. Noch dazu trinke ich heute Morgen den letzten Kaffee, die Dose ist alle...AAAAAHHH!!!! Aber da muss ich nun durch. Versuche das Beste daraus zu machen.
     

     

    Andre und Sabine helfen mir mit Kakao, Tee und Keksen, haben aber natürlich auch nur begrenzt Nahrung dabei. Glücklicherweise treffen wir an diesem Morgen auf der Veranda einen jungen Sydney-Guy, der uns fröhlich vollplappert und dabei eine Packung Waffeln verdrückt. Er ist mit einer kleinen Gruppe von Freunden und "Onkel Steve" unterwegs (kein echter Onkel, sie nennen ihn nur alle so, irgendwie...) und erwähnt u. a. was sie so alles zum Essen dabei haben. Beim Anblick meines "Frühstücks" bekommt er wohl Mitleid und schenkt uns eine Packung von seinen Waffeln, die wir hungrig verschlingen.

    Als es dann endlich eine Regenpause gibt, wagen wir den Aufbruch und lassen die Schulklasse zurück, die schon lärmend Küche und Veranda eingenommen hat. Gott sei Dank bleiben sie 1 Tag hier und werden uns sicherlich nicht mehr einholen!

    Der Weg ist anfangs recht easy. Es geht durch Wald, leicht bergab und bergauf, vom Regen ist es hier und da matschig. Kurz vor der Abzweigung zum Mt Ossa (ca. 2 Stunden von New Pellion Hut entfernt) geht es noch einmal ein gutes Stückchen sehr steil bergauf. Ich bin ausser Puste und schwitze mein T-Shirt nass, so dass ich oben an der Mt Ossa Abzweigung, die recht ungeschützt ist und wo der Wind kühl weht, mein Shirt wechseln muss um mich nicht zu erkälten.

    An der Abzweigung sind schon einige Leute. Die meisten haben den Mt Ossa schon am Vormittag erklommen, andere brechen gerade auf, andere überlegen noch, denn das Wetter sieht sehr unsicher aus. Es ist bewölkt und kann jederzeit wieder anfangen zu regnen. Egal, wir stellen unsere großen Rucksäcke ab und checken, ob alles Wichtige wasserdicht in Plastiktüten verpackt ist, denn es gibt hier keine Unterstellmöglichkeit.
    Mit Regenzeug, Mütze, Handschuhen und Wasserflasche bewaffnet wagen wir den Aufstieg (2-3 Stunden Return).
     

     

    Leicht bergauf nähern wir uns langsam dem Mt Ossa. Wie beim Cradle Mountain wird das letzte Stückchen dann sehr sehr steil, so dass wir die Hände zum Klettern zu Hilfe nehmen müssen. Die steile Passage am Mt Ossa ist jedoch wesentlich länger als beim Cradle Mountain. Ein paar kleinere Schneefelder müssen überquert werden.
    Dann folgt wieder eine steile Kletterpassage, die zu dem sehr windig und vom Regen glitschig ist, also nicht ungefährlich! Hier fängt es leider an zu regnen. Da ich recht weit vorne bin, sehe ich nicht, dass Andre und Sabine stoppen. Ich klettere weiter, mir kommen ein paar Leute entgegen.
    Noch weiter oben stehe ich plötzlich vor einem riesigen Schneefeld, steil ansteigend noch dazu. Es ist kalt und windig, es regnet nun richtig. So kurz vor dem Ziel will ich aber nicht aufgeben und meistere, meistens auf allen vieren rutschend auch diese letzte Passage vor dem Gipfel.
    Oben angekommen hat es sich dann richtig eingeregnet und ich ziehe Regenhose (bissel spät, ich weiß), Mütze und Handschuhe an und stelle mich zwischen ein paar Felsen, wo ich einigermaßen wind- und regengeschützt bin.
    Ich bin ganz alleine hier oben und etwas planlos, was ich nun tun soll. Den Abstieg wagen? Wird sicherlich rutschig und ungemütlich. Auf besseres Wetter warten? Die Wolken ziehen hier oben rasend schnell vorbei. Am Horizont sehe ich blauen Himmel. Vielleicht wird es ja bald besser, denke ich und warte einfach eine Weile ab.

    Nach einer Weile regnet es etwas weniger, es ist jedoch keine echte Verbesserung in Sicht. Ich gehe also doch den Abstieg an. Mittlerweile ist es auch noch nebelig geworden. Das steile Schneefeld herunter rutsche ich einfach auf dem Hosenboden. So machen es hier anscheinend alle, denn es hat sich schon eine richtige "Rutschrinne" gebildet...YAHOOOO.

    Durch die schlechte Sicht gehe (bzw. rutsche) ich immer wieder falsch. Ich übersehe die orangenen Richtungspfeile, die den Weg markieren und muss immer wieder umkehren und mich neu orientieren.
    Einmal gibt ein Stück Schneefeld unter mir nach, jedoch nur 20cm tief. Kein Loch darunter, Glück gehabt.... Glücklicherweise finde ich nach einer Weile doch den Weg und quäle mich die steile Kletterpassage herunter. Je weiter ich nach unten komme, desto mehr klart es auf und dann hört es auch auf zu regnen.
    Vom letzten Stück aus sehe ich Sabine mir von unten zuwinken. Geschafft! Ich entspanne mich langsam und fühle mich großartig, ein bisschen wie neugeboren. Ich bin noch eine ganze Weile alleine am Abstieg und die Landschaft überwältigt mich.
    Ein großartiger Moment, kaum zu beschreiben.

    Endlich zurück an den Rucksäcken (pitschnass vom Regen) lächle ich Sabine und Andre an und sie können gar nicht glauben, dass ich so gute Laune habe! Sie haben sich große Sorgen um mich gemacht. Andre war sogar im Regen noch auf den Gipfel geklettert um mich zu suchen. In meiner "Höhle" habe ich seine Rufe nicht gehört.
    Verständlicherweise sind die beiden böse auf mich. Ich versuche mich zu entschuldigen, es misslingt mir aber, da es mir ja eigentlich gerade supergut geht!

    Die letzte Stunde Weg zur Kiola Hut lasse ich mich zurückfallen, damit die Stimmung sich nicht noch verschlechtert. Außerdem genieße ich immer noch den "Moment", möchte für mich sein...
    Die Landschaft unterstützt meine Stimmung. Es ist kein anstrengender Weg, regnet kaum, nur etwas Sprühregen hin und wieder. Überall stehen rote und gelbe Blumen, als es kurz vor der Hütte durch ein kleines Waldstückchen bergab zur Kiola Hut geht...
     

     

    Die Hütte ist im Vergleich zu den vorherigen Hütten sehr einfach und wohl auch etwas älter. Sie ist randvoll. Wir bekommen die letzten 3 Schlafplätze. Es ist eng aber gemütlich nach diesem anstrengenden Tag.
    Alle versuchen, ihre feuchten Sachen zu trocknen...

    In der Hütte "vertragen" wir uns wieder und freuen uns auf das 18-Uhr-Essenkoch-Ritual. Da alle sehr eng beieinander an einem großen Tisch sitzen, sehe ich zum ersten Mal, was für leckere Sachen viele Leute dabei haben: Käse, Brot, Salami (okay, nix für mich), Kondensmilch, Müsli, Schokoriegel, Nüsse, Chips etc. Pipapo und ein Grüppchen backt sich sogar ein Brot!!!
    Irgendwie muss ich wieder Mitleid erregen. Ein Engländer schenkt mir spontan eines seiner Nudelgerichte (13 Dollar aus dem Campingladen!!!), da er angeblich viel zu viel dabei hat und es nicht weiter tragen möchte.

    Wir beschließen, am nächsten Tag eine Hütte (Windy Ridge Hut, klingt eh nicht sehr einladend...) zu überspringen, die Sitetrips wegzulassen (eh nur kleine Wasserfälle...) und in 5-6 Stunden direkt zur Pine Valley Hut zu laufen, von wo aus wir dann am darauf folgenden Tag 2 längere Ausflüge ins "Labyrinth" und auf den "Akropolis" machen wollen.

    Gehen 21:30 Uhr wird es dunkel und alle gehen wieder gleichzeitig ins Bett, wie eine große (stinkende) Familie.

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