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    Seal Bay© Foto: Tourism Australia / Seal Bay

    Tour oder Camper: Für Kangaroo Island braucht man einen Schlüssel

    Im gemieteten Camper oder mit einer Tour nach Kangaroo Island? Diese Frage stellen sich viele Reisende, die die Insel wegen ihres Namens, ihrer wunderschönen rauen Natur und ihrer einzigartigen Tierwelt auf ihre Reiseliste gesetzt haben.

    Reisebine-Autorin Annika ist von einer Reisevariante vollkommen überzeugt: Die Tour mit dem lokalen Tourguide durch Kangaroo Island bleibt die bisher schönste Reise ihres Lebens.
     


    Erfahrungsbericht von Annika Ludwig

    Als Matthew Flinders mit seiner Crew nach langer Seefahrt im März 1802 zufällig auf die kleine Insel an der Südküste Australiens stieß, war er vor allen Dingen eins: hungrig. Auf die Teller der Seefahrer kamen die tierischen Einwohner der Insel. Aus Dankbarkeit für die so lange herbeigesehnte Speise verlieh Flinders der Insel ihren Namen: Kangaroo Island.

    Es ist in der Tat faszinierend den vielen Geschichten rund um die Insel zu lauschen, während man im Geländewagen mit der einheimischen Reiseleitung über die holprigen und unbefestigten Straßen braust und die Eukalyptusbäume an sich vorbeiziehen sieht.

    „Ein Koala! Ein Koala!“, ruft meine Sitznachbarin aufgeregt und zeigt mit dem Finger auf das dichte Astwerk eines der größeren Bäume links. „Das kann nicht sein“, antwortet unser Tourguide wie aus der Pistole geschossen. „Koalas essen nur sieben verschiedene Eukalyptussorten und das da ist keine davon.“ „Oh, gut zu wissen!“ Gut zu wissen – das hört man auf Kangaroo Island oft, denn viele Dinge sind auf der Känguruinsel neu. Viele Dinge wusste man vorher nicht und viele Dinge hat man noch nie gesehen.

    Es herrscht nur wenig Verkehr auf der Insel und es passieren fast keine Unfälle – zumindest nicht solche, die von Menschen verursacht werden. Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt es - doch es gibt keine Polizei. Das ein oder andere überfahrene Känguru liegt Tod am Straßenrand, bevor wir auf eine Seitenstraße einbiegen. „Man sollte unbedingt den Beutel kontrollieren, wenn man eins erwischt hat – da könnte ein Joey drin sein. Viele Touristen, die mit ihren Campern unterwegs sind, wissen das nicht.“
     

    Emu Bay© Foto: SA Tourism Commission / Isaak Forman

     
    Der Schlüssel zu Kangaroo Island

    Kangaroo Island mit einem einheimischen Tourguide zu bereisen, war wohl die beste Erfahrung unserer ganzen Australienreise und obendrein die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Das stellten wir spätestens nach ein paar Stunden fest, als wir zwischen gefühlt tausendundeinem Schaf im Geländewagen über eine große Wiese preschten. Das hecktargroße Privatgrundstück sei einer der besten Spots auf der Insel, um viele Kängurus und Koalas zu sehen. Und nur zugänglich für diejenigen, die mit Farmer Billy* befreundet waren und ihn regelmäßig mit frisch gefangenem Fisch versorgten. Denn wie wir schnell erfuhren, fuhr unser Tourguide Abby* sehr oft mit dem Boot zum Fischen raus und sicherte sich so den Schlüssel zu Farmer Billys Garten.

    Dieser Schlüssel in Form von Freundschaften, Bekanntschaften und Familienbünden ist gerade dann so wichtig, wenn man die richtige Känguruinsel sehen möchte. Die Känguruinsel, auf der die Einheimischen ohne Supermarkt leben und ihre Lebensmittel zu einem großen Teil selbst produzieren. Die Känguruinsel, auf der Menschen anderen Menschen bei allem helfen und fünf verschiedene Jobs haben, ob als Tourguide für interessierte Globetrotter oder als Känguru-Pfleger in der wohnzimmereigenen Aufpeppelstation für obdachlose Kängurus und als Tierexpertin für Wale beim Discovery Channel. Ja, genau. Mit offenen Mündern lauschten wir der Lebensgeschichte unseres Tourguides – mehr brauchten wir fast gar nicht, denn der alternative Lebensstil auf Kangaroo Island spiegelt sich vor allen Dingen in der Offenheit und Freundlichkeit ihrer Einwohner wider.

    Was passiert nun aber, wenn man diesen Schlüssel als Reisender nicht hat? Den Schlüssel zu spannenden Geschichten und dem Privatgrundstück, dass sich über viele Kilometer erstreckt und auf dem sich ein Großteil der nativen Tierwelt versteckt? Nicht viel.

    Wir sahen viele Camper orientierungslos über die Insel fahren, während wir mit unserer „Local“, die jedes Loch in der Straße zu kennen schien, durch den Busch fuhren und wanderten. Campertouristen, die ihr Wohnmobil mühsam auf die teure Fähre gebracht hatten und nun - angekommen auf der Insel - scheinbar nicht so ganz wussten, wo sie genau das Tier finden konnten, das schon während Dinosaurierzeiten auf unserer Erde herum spazierte: das Echidna (oder: Schnabeligel). Überall soll es das geben, steht im Reiseführer - doch das stimmt so nicht ganz. Man muss schon wissen, wo man hingucken muss.
     

    Vivonne Bay© Foto: SA Tourism Commission / Drea Chong

     
    Immer den Schildern hinterher

    Auf dem Weg in den Flinders Chase Nationalpark kündigt unser Tourguide an, dass sie noch schnell die Post holen müsse. Als wir zwischen einigen Bäumen etwas versteckt drei alte Kühlschränke entlang eines kleines Weges erspähten, wissen wir alle nicht mehr, was wir sagen sollen. Neben den Kühlschränken, die mit Nummern oder Namen versehen waren, stehen ein paar einzelne, kunterbunte Briefkästen und Blechtonnen. Aus einer zieht sie ein kleines Paket, während wir wild Fotos von der Kangaroo Island Poststation knipsen, bei der alle Einheimischen ihre Sendungen abholen. Im Kühlschrank wird die Post nicht nass. Ein gutes Argument, finden wir.

    Weit entfernt von der Poststation fahren die Touristen in ihren Campern auf der Hauptstraße auf direktem Weg in den gut ausgeschilderten Nationalpark, um dort die berühmten Remarkable Rocks zu bestaunen. Wunderschön ragen die Steine in den Himmel. Wieso sie da noch stehen ist eine Frage, die sogar berühmte Physiker nicht beantworten könnten, die dort schon die ein oder andere Berechnung angestellt haben. Physikalisch gesehen müssten sie schon längst umgefallen sein. Diese Information bleibt den Campertouristen vorenthalten und macht den Ort gleich ein bisschen weniger „magisch“, wenn sie sich nicht vorher gründlich in die Geschichte der Insel eingelesen haben. Und noch dazu haben sie vermutlich die wunderliche Poststation verpasst, über die wir heute immer noch schmunzeln.
     

    Flinders Chase NP© Foto: South Australian Tourism Commission

     

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    Mein Fazit

    Immer den Schildern hinterher. Genau so sieht man die Highlights der Insel mit dem Camper oder Mietwagen. Ohne Probleme erreichen Campertouristen ihr Ziel und die Möglichkeit zum Übernachten auf Campingplätzen oder in Hotels besteht selbstverständlich. Doch was auf der Strecke bleiben könnte, ist der persönliche Touch, das I-Tüpfelchen, das die Reise nach Kangaroo Island zu einem unvergesslichen Erlebnis macht. Denn der einzigartige Lebensstil und die faszinierende Kultur der Inselbewohner bleiben versteckt auf den Privatgrundstücken und in den Erzählungen der fachkundigen Einwohner.

    Was wir auf unserer Reise auf Kangaroo Island gelernt haben ist, dass es nicht immer sinnvoll ist, als Individualreisender im Camper unterwegs zu sein und sein „eigenes Ding“ zu machen. Denn so gut man sich auch informiert, Kangaroo Island bleibt eine Insel, dessen Felder und Wälder zu einem großen Teil in Privatbesitz sind. Und damit ist die Chance, die unglaubliche Tierwelt im Garten von Farmer Billy zu erleben erheblich eingeschränkt. Und dieser hätte dem Reisenden vermutlich noch die Möglichkeit gegeben, ein Schaf zu scheren.

    *Name geändert

    © Fotos: South Australian Tourism Commission* / Ben Goode; Isaak Forman; Drea Chong
    (* Die South Australian Tourism Commission veröffentlicht Fotos ausschließlich zum Zweck der positiven Förderung von Südaustralien als Tourismus- und Reiseziel. Jeder Verstoß gegen diese Bedingung kann zu rechtlichen Schritten führen)

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